Deutschlands erste Tiermedizinerinnen
1771 wurde die erste tierärztliche Ausbildungsstätte in Deutschland in Göttingen gegründet - das Tierärztliche Institut der Georg-August-Universität. Die Ausbildung stand damals nur Männern offen und es sollte noch eine lange Zeit vergehen, bis sich dies langsam änderte. Inzwischen ist ein Großteil der Studierenden weiblich (87%), doch noch sind die Mehrheit der Dekane der 5 Universitäten und ein Großteil der Mitglieder in Präsidien und Vorständen immer noch männlich.
1821
Maria Möller legte 1821 als erste Frau ihr tierärztliches Examen in Marburg ab. Als Tiermedizinerin arbeiten durfte sie nicht, aufgrund von Protesten des zuständigen Ober-Sanitäts-Kollegiums. Sie gilt daher auch nicht als erste Tierärztin.
1915
Agnes Sjöberg (1888–1964) aus Finnland absolvierte 1915 das Staatsexamen an der Tierärztlichen Hochschule Dresden und promovierte 1918 in Leipzig. Sie gilt als erste Tierärztin und als erste Frau mit einem veterinärmedizinischen Doktortitel, aber nicht als erste deutsche Tierärztin.
1924
Die dritte Frau, Ruth Eber (1899–1973), die erfolgreich die tiermedizinische Ausbildung abschloss, gilt daher als erste deutsche Tierärztin. Ruth Eber war die Tochter des Leiters des Leipziger Tierseucheninstituts und Professors August Eber. Sie legte 1924 an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig das Staatsexamen ab und erhielt auch die Approbation, also die Erlaubnis zur Ausübung des tierärztlichen Berufs. 1925 promovierte sie unter Ernst Joest mit der Arbeit Beitrag zur Histologie und Histogenese der spontanen Lebertuberkulose des Huhnes und war damit auch die erste deutsche promovierte Tierärztin.
Und so ging es weiter
1913
Am 12. Juni 1913 wurde durch den Bundesrat die generelle Erlaubnis zum Studium der Tiermedizin für Frauen erteilt.
1929
Dr. Marianne Plehn war die erste Frau, die in Deutschland den Ehrendoktor der Veterinärmedizin erhielt. Sie war Professorin und Hauptkonservatorin an der bayerischen biologischen Versuchsanstalt für Fischerei. Sie erhielt den Titel 1929 für ihre bedeutsamen Verdienste um die Begründung und den Ausbau der Pathologie der niederen Tiere, insbesondere der Fische.
1952
An der Ludwig-Maximilians-Universität München habilitierte sich mit Irmgard Gylstorff 1952 die erste Frau auf dem Gebiet der Tiermedizin. Sie war Tierpathologin und leitete sowohl das "Institut für Tierhygiene und Geflügelkrankheiten" in Hannover sowie das "Institut für Geflügelkrankheiten" in München.
1968 bis heute
Noch 1968 sind nur 5% der Tierärzt:innen Frauen. Mitte der 1980er Jahre war das Geschlechterverhältnis ausgeglichen, 2023 sind bereits 70 % der berufstätigen Tierärzte Frauen.