Die Leishmaniose ist eine tückische parasitäre Infektionserkrankung, die durch Leishmania Arten hervorgerufen und überwiegend von Sandmücken übertragen wird. Man zählt sie zu den durch Krankheitsüberträger (Vektoren) übertragenen Krankheiten (Companion Vector-borne Diseases, CVBD).
Beim Hund verläuft die Erkrankung schubweise und mit sehr unterschiedlichem Schweregrad in Abhängigkeit der individuellen Immunreaktion des Hundes. Erkranken Hunde klinisch, entwickeln sie schwere Haut- und Organprobleme.
Möchten Sie mehr erfahren? Dann lesen Sie hier mehr über die Leishmaniose beim Hund (Canine Leishmaniose).
In Deutschland selten
Unheilbar, kann tödlich enden
"Reisekrankheit"
Überträger sind Sandmücken
Schwäche, Gewichtsverlust, Haut- und Organschäden
Lange symtomfrei - chronischer Verlauf
Diagnose über u.a. über Blutuntersuchungen
Ziel ist Erregerdezimierung und Symptomlinderung
Prognose abhängig von der individuelle Immunantwort
Prophylaxe vor der Reise / Kontrolle nach der Reise
Infektionen mit Leishmanien werden hauptsächlich durch die weitverbreitete Erregerart Leishmania infantum verursacht. Aber auch andere Leishmania-Arten können eine Infektion hervorrufen.
Sandmücken sind sehr kleine Stechmücken von ca. 2 mm Länge und ca. 0,5 mm Breite. Namensgebend ist ihr sandfarbener Körper und nicht der Sand oder Sandstrand. Sandmücken brüten im feuchten Boden und die Larven ernähren sich von organisch zersetzendem Material. Sandmückenbiotope oder -brutplätze finden sich nie am Strand, sondern im Hinterland.
Überträger von Leishmanium infantum sind Sandmücken der Gattung Phlebotomus, z. B.:
Die Übertragung beginnt sofort mit dem Stich der Sandmücke. Bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) dauert es 1 Monat und bis zu 7 Jahre! Bis zum Auftreten der nächsten Folgegeneration infektiöser Stadien (Präpatenz) dauert es nur wenige Tage. Die Patenz meistens lebenslang.
Deckakt, Transfusion, Intrauterine und diaplazentare Übertragung.
Leishmaniose kommt bevorzugt beim Haushund vor. Für Leishmaniose bei Katzen siehe hier. Für Nager, Rinder und Pferde existieren ebenfalls Beschreibungen der Erkrankung. Die Leishmaniose der Meerschweinchen wird durch den wirtsspezifischen Erreger Leishmania enriettii verursacht und tritt nur in Südamerika auf.
Mensch, Fuchs, Wolf, Nagetiere
Leishmania infantum (in Europa): bis zum 48. (-50.) nördlichen Breitengrad (Deutschland, Frankreich, Schweiz, Italien, ehem. Jugoslawien, Albanien, Spanien, Portugal, Griechenland). Verschiebungen auf Grund der Klimaveränderungen sind möglich.
Die Krankheitssymptome bei der Leishmaniose der Hunde sind extrem vielfältig. Oft zeigen sich im Beginn nur unspezifische Krankheitssymptome. Im Krankheitsverlauf kommen dann weitere Krankheitssymptome hinzu.
Dermatitis:
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) ↓, Roter Blutfarbstoff (Hämoglobin, HGB) ↓, Hämatokrit (HCT) ↓, Thrombozyten (PLT) ↓, Leukozyten (WBC) ↓, Gesamteiweiß (TP) ↑, Albumin ↓, γ-Globuline ↑, Kreatinin (Crea) ↑, Harnstoff (Urea) ↑, C-reaktives Protein (CRP) ↑
Eiweiß-Kreatinin-Quotient (UPC) ↑, Proteinurie
Nachweis von Antikörpern (Titer) per ELISA oder IFAT.
Zu den Differentialdiagnosen zählen Hauterkrankungen wie Räude, Demodikose und Mykosen oder auch das Maligne Lymphom.
Die Leishmaniose tritt häufig mit Begleitinfektionen wie Ehrlichiose, Babesiose etc. auf.
! Bei der Diagnostik muss daher unbedingt ein komplettes Reiseprofil entsprechend des Herkunftslandes erstellt werden.
Krankheitszeichen
Laborbefunde
Serologie
Spezifische Behandlung / Follow up
Prognose
Leichte Krankheitszeiche, z.B. papulöse Dermatitis oder lokalisierte Lymphadenomegalie
Normales Nierenprofil: Kreatinin < 1,4 mg/dL, nicht-proteinurisch: UPC< 0,5
Negative bis schwach positive Antikörpertiter
Es gibt nur wenige Belege für Behandlungsergebnisse in diesem Stadium, die Wirksamkeit ist nicht eindeutig. Kurze Behandlung mit einem oder zwei herkömmlichen Anti-Leishmania-Medikamenten (Meglumin-Antimoniat, Miltefosin, Allopurinol). Ergänzende immunverstärkende Behandlungen oder alleiniger Einsatz (Domperidon, Nukleotide plus AHCC - aktive hexosekorrelierte Verbindung) können in Betracht gezogen werden.
Alternative: Überwachung ohne Behandlung
Die Prognose ist gut.
Krankheitszeichen
Laborbefunde
Serologie
Spezifische Behandlung / Follow up
Prognose
Diffuse oder symmetrische kutane Läsionen, z.B. exfoliative Dermatitisonychogryphose, Ulzerationen an Planum nasale, Ohren, Fußballen, knöchernen Vorsprüngen und mukokutanen Übergängen, generalisierte Lymphadenomegalie, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme
Leichte nicht-regenerative Anämie, Hypergammaglobulinämie und Hypoalbuminämie
a) Normales Nierenprofil: Kreatinin < 1,4 mg/dl; Keine Proteinurie: UPC < 0,5
b) Normales Nierenprofil: Kreatinin < 1,4 mg/dl; Proteinurie: UPC= 0,5-1
Niedrige bis hohe positive Antikörperspiegel
a und b) Meglumin-Antimoniat + Allopurinol, Miltefosin + Allopurinol
b) IRIS-Empfehlungen für Chronische Nierenerkrankung (CNE) befolgen
Gut bis mäßig.
Krankheitszeichen
Laborbefunde
Serologie
Spezifische Behandlung / Follow up
Prognose
Krankheitszeichen der Stadien I und II. Dazu kommen Symptome, die auf Immunkomplexablagerungen
(z. B. Glomerulonephritis, Uveitis) zurückzuführen sind.
Laborbefunde wie in Stadium II.
Chronische Nierenerkrankung (CNE) IRIS-Stadium 1 mit Proteinurie UPC > 1 bis IRIS-Stadium 2
(Kreatinin 1,4-2,8 mg/dl)
Mittlere bis hohe positive Antikörperspiegel
Meglumin-Antimoniat + Allopurinol, Miltefosin + Allopurinol
IRIS-Leitlinien für Chronische Nierenerkrankung befolgenkung befolgen
Mäßig bis schlecht.
Krankheitszeichen
Laborbefunde
Serologie
Spezifische Behandlung / Follow up
Prognose
Krankheitszeichen wie in Grad 3. Pulmonale Thromboembolie oder nephrotisches Syndrom und Chronische Nierenerkrankung (CNE) im Endstadium.
Laborbefunde wie in Grad 3. III beschreiben. Chronische Nierenerkrankung (CNE) IRIS Stadium 3 (Kreatinin 2.9-5 mg/dl) bis 4 (Kreatinin > 5 mg/dl) or Nephrotisches Syndrom oder Proteinurie UPC > 5.
Mittlere bis hohe positive Antikörperspiegel.
Individuelle Therapie unter Berücksichtigung der IRIS-Leitlinien für Chronische Nierenerkrankung(CNE).
Schlecht.
In der Behandlung der Leishmaniose beim Hund kommen Leishmanistatika, Immunmodulatoren und Leishmanizide zum Einsatz.
Medikamente, welche auf Leishmanien eine (das Wachstum) hemmende Wirkung haben z.B. Allopurinol.
! Wegen der Gefahr der Bildung von Xanthinsteinen ist unter Allopurinol eine purinarme Ernährung notwendig.
Beeinflussen das Immunsystem in Richtung zellulärer Immunreaktion z.B. Domperidon.
Medikamente, welche auf Leishmanien eine abtötende Wirkung haben z.B. Miltefosin, Antimoniate.
! Die Sensitivität des Erregers gegenüber Leishmaniziden nimmt mit wiederholtem Einsatz ab. Diese Präparate sollten daher mit Bedacht und nur bei ausgeprägter klinischer Symptomatik eingesetzt werden:
Allopurinol
Meglumine antimoniate
In den meisten europäischen Ländern für den tierärztlichen Gebrauch zugelassen; in Kombination mit Allopurinol empfohlen.
Miltefosine
In den meisten europäischen Ländern für den tierärztlichen Gebrauch zugelassen; in Kombination mit Allopurinol empfohlen.
Domperidone
Diätetische Nukleotide mit AHCC
Als Monotherapie nur im Stadium 1 in Betracht zu ziehen.
10 mg/kg per os, zweimal täglich
für mindestens 6-12 Monate
(je nach Stadieneinteilung und der Verträglichkeit)
100 mg/kg s.c., 1 x tgl. oder aufgeteilt
in zwei Dosen, 4-6 Wochen lang
(anfänglich reduzierte Dosen für 2-3 Tage helfen unerwünschte Nebenwirkungen zu erkennen)
2 mg/kg per os, 1 x tgl. für 28 Tage
Zur Verringerung der Nebenwirkung immer mit dem Essen verabreicht.
0,5 mg/kg per os 1 x tgl. für 1 Monat
Nach Herstelleranweisungen per os für
6-12 Monate
* Haftungsausschluss: Die hier gegebenen Informationen über Medikamente und Dosierungen beruhen auf einem Konsens der klinischen und wissenschaftlichen Erfahrung der Mitglieder von LeishVet. Diese Empfehlungen sind in wissenschaftlichen Fachzeitschriften mit Peer-Review veröffentlicht worden. Tierärzt:innen werden gebeten, die Packungsbeilagen und Produktregistrierungen in ihrem jeweiligen Land zu überprüfen, bevor sie ein Produkt auswählen und eine Behandlung einleiten.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Großes Blutbild, biochemisches Profil, ± Serum-Elektrophorese
Vollständige Urinuntersuchung ±UPC
Quantitative Serologie
Echtzeit-PCR (wahlweise)
Nach dem ersten Monat der Behandlung und dann alle
3-4 Monate während des ersten Jahr.
Danach alle 6-12 Monate bei Hunden, die sich klinisch vollständig erholt haben der Behandlung.
Ab 3 Monate nach der Erstbehandlung, dann alle 6-12 Monate.
Zusammen mit Serologie. Nicht alleine zur Überwachung nicht geimpfter, klinisch gesunder Hunde nutzen.
Alle 6-12 Monate.
Permethrinhaltige Spot-Ons wirken für 3-4 Wochen und können eine repellierende Wirkung haben. Sie sollten mindestens 2 Tage vor der Reise in ein Risikogebiet angewendet werden.
Mit Deltamethrin imprägnierte Halsbänder verhindern Stiche der Phlebotominen Sandmücke. Die Dauer der Wirksamkeit dieses Halsbandes beträgt bis zu 12 Monate. Ein Flumethrin-haltiges Halsband mit nachgewiesener abweisender Wirkung gegen Sandmücken verringert das Risiko einer Infektion mit L. infantum für bis zu 8 Monate.
Alle Halsbänder sollten mindestens 1-2 Wochen vor der Exposition angelegt werden.
Bei Reisen in die oben genannten Länder lassen Sie sich rechtzeitig vor Reiseantritt von Tierärzt:innen beraten.
Auf der Grundlage einer Nutzen-Risiko-Bewertung aus endemischen Gebieten sollte ein multimodaler Ansatz gewählt werden, der Repellentien und Impfungen kombiniert, für eine optimale Prävention sowohl gegen die Infektion als auch
der Entwicklung einer klinischen Erkrankung. Noch besser ist es, sie während der Riskikozeiten nicht mit in Riskikogebiete mit zu nehmen.
Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen ist in Deutschland nicht dokumentiert.
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Phlebotomus pappatasi: Content provider: CDC/ Frank Collins, Public domain, via Wikimedia Commons
Leishmaniose bei einem Hund mit Ulzeration und Pigmentverlust am Nasenspiegel und Konjunktivitis: Uwe Gille, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Viszerale Leishmaniose mit starker Abmagerung: Filipe Dantas-Torres, Attribution, via Wikimedia Commons
Susanne Gnass, eigenes Foto
Hundekrankheit, Infektionskrankheit, Katzenkrankheit, Leishmaniose, Reisekrankheit
Leishvet-Gruppe
Parasitus ex e.V.
Wikipedia