Der Orthopädische Untersuchungsgang des Hundes

Teil 1. Schultergliedmaße

Eine allgemeine Untersuchung des Hundes mit Abfrage der Vorgeschichte geht dem orthopäischen Untersuchungsgang normalerweise voraus. Der orthopädische Untersuchungsgang ist eine spezielle Erweiterung zur Abklärung von Lahmheiten und veränderten Gangbildern. Dabei sollte grundsätzlich immer die gesamte Gliedmaße untersucht werden.

! Hunde mit schmerzhaften Erkrankungen widersetzen sich oft der Untersuchung. Grundsätzlich kann jede Lahmheit auch möglicherweise mit Schmerzen einhergehen. Eine gute Fixation (Festhalten) und eine Hilfsperson, die den Hund ablenkt ist wichtig und hilfreich.

Knochen

Geht eine Lahmheit von den Knochen aus, unterscheidet man zwischen Erkrankungen bei denen die Knochen gesund, normal sind, die aber einer besonderen Belastung ausgesetzt waren oder Erkrankungen nicht gesunder, abnormaler Knochen, bei der es keiner besonderen Belastung bedarf, um eine Lahmheit zu verursachen.

Junghund - erwachsener (adulter) Hund

Eine weitere wichtige Unterscheidung betrifft das Alter. So sind bestimmte Erkrankungen im Wachstumsalter oder bei älteren Hunden wahrscheinlicher.

Schultergliedmaße

An der Schultergliedmaße wird untersucht:

  • Pfoten
  • Unterarm (Antebrachium)
  • Oberarm (Brachium)
  • Schulterblatt (Scapula)
  • Gelenke: Karpus, Ellbogengelen, Schultergelenk

Pfote

  • Die Knochen bilden die stabile Grundstruktur, Halt und Form. Die Vorderpfoten von Hunden bestehen aus fünf unterschiedlich langen Vorderzehen, wobei die dritte und vierte Zehe die längsten sind. 
  • Die Gelenke, Sehnen, Faszien und die dazugehörige Muskulatur geben der knöchernen Struktur die Beweglichkeit.
  • An der Unterseite jeder Pfote haben Hunde haarlose Ballen, welche die Pfoten beim Laufen schützen. Es gibt kleinere Fingerballen, den großen Handballen und den höher gelegenen Handwurzelballen.
  • Jede Zehe besitzt am ein Krallenbett, aus dem eine Kralle herausragt.

Die orthopädische Untersuchung der Pfote

! Die Untersuchung der Pfote ist für viele Hunde unangenehm, selbst wenn keine Erkrankung vorliegt. Manche Hunde sind auch einfach kitzelig an den Pfoten. Hunde mit Erkrankungen der Pfote widersetzen sich daher oft der Untersuchung. Eine gute Fixation und eine Hilfsperson, die den Hund ablenkt ist wichtig und hilfreich.

  • Optische Überprüfung (Adspektion)
    • der Ballen
    • der Krallen
    • der Krallenbetten
  • Beugung und Streckung jeder Zehe

Häufige Erkrankungen: Pfote

  • Fremdkörper
  • Bruch/Brüche (Fraktur/Frakturen)
  • Krallen
    • Aufsplitterung
    • Zu lang gewachsene Krallen
    • Zu abgenutzte Krallen
  • Krallenbetttumore
  • Ausrenkung(en) Luxation(en) der Zehe(n)
  • Risse in den Pfotenballen
  • u.a.

Die orthopädische Untersuchung des Handwurzelgelenks (Karpalgelenk)

Die orthopädische Untersuchung des Karpalgelenks umfasst:

  • Maximale Beugung
    Bei gesunden Hunden sollte die Handfläche (Palmar-) der Pfoten den Unterarm (Antebrachium) berühren können
  • Maximale Streckung
  • Palpation (Abtasten) 

Häufige Erkrankungen: Karpalgelenk

  • Arthritis (Entzündliche Gelenkerkrankung )
  • Deformation (Junghund) (Verformung)
  • Degenerative Gelenkserkrankung (Abnutzungsveränderung)
  • Fraktur (Bruch)
  • Hyperextension (Übermäßige Spannung oder Streckung)
  • Instabilität (Junghund)
  • Luxation (Ausrenkung)

Unterarm (Antebrachium)

Der Unterarm wird von zwei großen Knochen geformt, dem Radius (Speiche) und der Ullna (Elle).

Die orthopädische Untersuchung des Unterarms (Antebrachium)

Untersucht werden

  • Tiefe Palpation der Knochen zur Auslösung möglicher Knochenschmerzen
  • Palpation (Abtasten) der Gelenke

Häufige Erkrankungen: Unterarm (Antebrachium)

  • Neoplasie (z.B. Osteosarkome)
  • Osteodystrophie, hypertrophe
  • Osteopathie, hypertrophe
  • Winkelfehlstellungen der Gliedmaße
  • Panostitis (Entzündung des Knochengewebes)

Ellbogengelenk

Das Ellbogengelenk verbindet den Ober- mit dem Unterarm. Es ist an der Schultergliedmaßen am häufigsten für Lahmheiten verantwortliche Gelenk. Besonders betroffen sind Junghunde großer Rassen, Sporthunde und Rottweiler.

Die orthopädische Untersuchung des Ellbogengelenks

  • Gelenksmanipulation in alle Richtungen
  • Valgusstresstest und Varusstresstest
    • Integrität der Gelenkkapsel
    • Beurteilung der Seitenbänder
    • Beurteilung der seitlich verlaufenden Sehnen
  • Palpation (Abtasten) des Gelenks
    • Palpation der medialen Seite (Bereich des Processus coronoideus) löst oft schmerzhaft aus bei FPC, IPC und OCD
    • Palpation der medialen Seite (Bereich Condylus humeri) löst oft schmerzhaft aus bei OCD

Häufige Erkrankungen: Ellbogengelenk

  • Entzündliche Arthropathien (Gelenkerkrankungen)
  • Fragmentierter Processus coronodeus (FPC)
  • Frakturen
  • Isolierter Processus anconaeus (IPC)
  • Luxationen
  • Neoplasien
  • Osteochondrosis dissecans (OCD)
  • Radioulnare Inkongruenz
  • Subluxationen

Oberarm (Brachium)

Der Oberarm wird vom Humerus gebildet.

Die orthopädische Untersuchung des Oberarms (Brachium)

  • Tiefe Palpation

Häufige Erkrankungen: Oberarm (Brachium)

  • Frakturen
  • Osteodystrophie, hypertrophe
  • Osteopathie, hypertrophe
  • Osteosarkome (oft proximal)
  • Panostitis

Schulterblatt

Die orthopädische Untersuchung des Schulterblattes

  • Tiefe Palpation (Abtasten)
  • Manipulation des Schulterblattes

Häufige Erkrankungen: Schulterblatt

  • Arthrophie der Schulterblattmuskeln
    • Inaktivitätsatrophie
    • Neurologische Erkrankungen
  • Fraktur des Akromions
  • Fraktur des mittleren Corpusbereichs
  • Tumore

Schulter, Schultergelenk

Das Schultergelenk verbindet die Vordergliedmaße mit dem Rumpf. Die Stabilität wird durch folgende Strukturen garantiert:

Die orthopädische Untersuchung des Schultergelenkes

  • Manipulation in alle Richtungen
    • Beugung - Streckung
      ! Bei der Streckung des Schultergelenks darf das Ellbogengelenk nicht durch die Haltung der Hand des Untersuchenden mitgestreckt werden. Schmerzhafte Reaktionen sind dann nicht eindeutig dem Schultergelenk zuzuordnen.
    • Adduktion - Abduktion
    • Innenrotation - Außenrotation

Häufige Erkrankungen: Schultergelenk

  • Degenerative Gelenkserkrankung
  • Gelenkfrakturen
  • Kontraktur des M. infraspinatus
  • Luxation
    • kongenital, Spätfolge Osteoarthritis (OA)
    • erworben, Spätfolge Osteoarthritis (OA)
  • Mediale Instabilität des Schultergelenks
    • Spätfolge Osteoarthritis (OA)
  • Osteochondrosis dissecans (OCD)
    • Junghund häufig. Spätfolge Osteoarthritis (OA)
  • Tenosynovitis des M. biceps brachii
  • Unvollständige Verknöcherung des Processus glenoidalis
  • Verkalkung der Supraspinatussehne

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