Besteht der Verdacht auf Zwingerhusten oder wurde die Diagnose bereits gestellt, tauchen erfahrungsgemäß oft Fragen auf. Auch wenn der Verlauf oft milde ist, gibt es doch schwere und langwierige Krankheitsverläufe.
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Möchten Sie sich ausführlich über diese Erkrankung informieren, z.B. auch um die Entscheidung über eine Impfung zu treffen, dann lesen Sie bitte weiter.
Zwingerhusten ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit der oberen Atemwege, ausgelöst durch verschiedene Virusarten, Bakterien und Mykoplasmen. Die Viren schädigen die Epithelien und wirken damit oft als Türöffner für nachfolgende Infektionen mit Bakterien, vor allem Bordetellen und Mykoplasmen. Die Übertragung erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion.
Das Leitsymptom ist ein akuter, anfallsartiger schwerer bellender Husten, der produktiv oder unproduktiv sein kann und sich bei körperlicher Belastung, Aufregung oder Druck auf den Halsbereich verschlimmert. Wie schon der Name ahnen lässt, verbreitet sich die Infektion bei in Gruppen gehaltenen Hunden rasant aus. In fast allen Fällen verläuft die Infektion selbstlimitierend. Nach einer Inkubationszeit von 4 bis 10 Tagen dauert die Erkrankung in der Regel 7 bis 14 Tage an. Dennoch können bei immunsupprimierten oder an anderen Grunderkrankungen leidenden Tieren schwerwiegende Komplikationen eintreten.
Meist schädigen die Viren die lokale Abwehr der Luftwege. Dies führt zu Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis) und Entzündung der Bronchien (Bronchitis) und evtl. Bronchiolitis. Danach können Sekundärerreger, besonders den Krankheitsverlauf verschlechtern. Schwere Allgemeinstörungen sind selten. Komplizierte Verläufe mit Lungenentzündung möglich.
B. bronchiseptica wird hauptsächlich durch eine Tröpfcheninfektion übertragen und hat eine Inkubationszeit von 2–14 Tagen. Das gramnegative, aerobe Kokken-Bakterium heftet sich an die Zilien des Respirationstrakts und produziert eine Anzahl von potenten Giftstoffen (Toxinen), die u. a. zur Einschränkung der Flimmerbewegung der Flimmerhärchen (Ziliostase) führen. Außerdem hemmt es die Phagozytoseaktivität der Epithelzellen, kann in diese eindringen, sich dort vermehren und sich so der Immunantwort des Wirtstieres entziehen.
Bordetellen können mehrere Wochen in Luftröhre (Trachea) und Bronchien persistieren, bevor es zu einer Immunität kommt, die dann mehrere Monate anhält.
! In allen Fällen, in denen ein Zwingerhusten nicht innerhalb von 4–5 d auf die Behandlung angesprochen hat, sollte ein Röntgenbild vom Brustkorb (Thorax) zum Ausschluss von Komplikationen angefertigt werden.
Ein komplizierter Verlauf wird begünstigt durch:
Laborbefunde sind meistens unauffällig. Bei bakterieller Beteiligung kann eine Leukozytose mit Neutrophilie auftreten.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Hunde mit Zwingerhusten hochgradig ansteckend für andere Hunde sind. Daher sollte unabhängig von der Schwere des Krankheitsverlaufs darauf geachtet werden, den direkten Kontakt zu anderen Hunden für 2-3 Wochen so gut es geht einzuschränken.
Ruhe
Auch bei einem unkomplizierten Verlauf fühlen sich die Hunde wirklich krank und haben unter anfallsartigen Hustenattacken zu leiden. Daher sollten Sie ihrem Hund vor allem Ruhe gönnen. Kurze Gassigänge reichen am Anfang völlig aus. Fordern Sie Ihren Hund auch in der Wohnung nicht zum Spielen auf. Fängt er nach ein paar Tagen an sich zu erholen, nehmen Sie nach und nach Ihre Gewohnheiten wieder auf.
Raumbelüftung, -temperatur, -befeuchtung
Die Raumluft sollte nicht zu warm und vor allem nicht zu trocken sein. Stellen Sie eventuell einen Luftbefeuchter auf. Lüften Sie regelmäßig und vermeiden Sie Zugluft.
Wasser, Tee
Ihr Hund sollte möglichst viel Trinken. Zugang zu frischem Trinkwasser sollte die Regel sein! Jetzt ist es besonders wichtig. Sie können Ihrem Hund zusätzlich Tee anbieten. Hierzu eignet sich besonders Kamillen- oder Salbeitee. Kochen Sie morgens eine Kanne Tee und lassen Sie den Tee anschließend auf Zimmertemperatur abkühlen. Geben Sie Ihrem Hund mit jeder Mahlzeit etwas Tee über das Futter.
Futter
Hals und Atemwege sind bei Zwingerhusten gereizt oder sogar schwer entzündet. Meiden Sie trockenes, bröseliges Futter und stellen Sie ggf. auf Feuchtfutter um. Füttern Sie möglichst öfter und
kleinere Mahlzeiten. Geben Sie zusätzlich Tee oder Wasser dazu. So schluckt sich das Futter leichter und löst weniger Hustenreiz aus.
Stressfaktoren
Gibt es zusätzliche Stressfaktoren? Das wissen Sie selbst am Besten. Versuchen Sie diese möglichst zu reduzieren.
Halsband, Geschirr
Jeder Zug am Hals ist unangenehm und schmerzhaft. Lassen Sie ihren Hund möglichst mit einem Geschirr laufen.
Halstuch
Viele Hunde mögen bei Zwingerhusten einen warmen Hals und tolerieren Halstücher gut. Probieren Sie es aus.
Atemwege freihalten
Nasenöffnungen häufig von eingetrockneten Sekreten säubern
Pflanzliche Hustensäfte
Kein Muss, aber Sie können Halsschmerzen lindern und das Abschleimen erleichtern.
Nimmt der Zwingerhusten einen komplizierten Verlauf, sollte früh und entschieden die Behandlung angepasst werden.
Antitussiva
Leidet der Hund schwer unter übermäßigem und unproduktivem Reizhusten, kommen Antitussiva zum Einsatz. Vorher muss aber eindeutig abgeklärt werden, dass keine Lungenentzündung (Pneumonie) vorliegt.
Antibiose
Bei Verdacht auf eine schwere Beteiligung von Bakterien u./o. Mykoplasmen, wird eine frühzeitige antibiotische Behandlung auch bei sehr jungen Hunden (< 6–8 Wochen) empfohlen.
Bronchodilataren
Entwickelt der Hund Symptome von Atemnot kommen Bronchienerweiternde Medikamente, Bronchodilatatoren zur Behandlung dazu. Sie enthalten meist einen der folgenden Wirkstoffe: Theophyllin, Aminophyllin, Terbutalin. Außerdem kann eine Aerosolbehandlung mit NaCI 0,45 % helfen, die den Auswurf zu fördern.
Bei unkompliziertem Verlauf sollte nach 1 bis spätestens 3 Wochen eine Spontanheilung eintreten. Bei geschwächten Junghunden mit kompliziertem Verlauf (Sekundärinfektionen) oder respiratorischen Missbildungen (ziliäre Dyskinesie) sind Todesfälle oder aber bleibende Schäden (Bronchiektasien, Abszesse, Pleuraempyem, Emphysem) möglich.
Lassen Sie Ihren Hund nicht in Kontakt mit hustenden Hunden kommen.
Die Impfung gegen den Zwingerhusten gilt als sogenannte Non-Core-Impfung. Dies bedeutet, dass Hunde nur bei einem erhöhten Infektionsrisiko geimpft werden sollten. Dazu gehört:
Die Impfung kann zu einer deutlichen Reduktion der klinischen Symptome führen, aber nicht vor der Infektion schützen. Bisher gibt es keine Vakzine, die alle am Zwingerhusten beteiligten Erreger enthält.
! Intranasale Impfstoffe dürfen nicht subkutan verabreicht werden! Sie führen zu lokalen Entzündungen und können eine akute hepatozelluläre Degeneration und Nekrose verursachen.
CPiV-Impfantigen ist auch in Kombination mit Core-Komponenten (Staupe, HCC, Parvo) oder als monovalenter Impfstoff zur subkutanen Injektion erhältlich. Dabei schützt die HCC-Komponente (CAV-2) in den polyvalenten Impfstoffen sowohl gegen die Infektion mit CAV-1, den HCC-Erreger, als auch gegen den Zwingerhustenerreger CAV-2.
Ein Impfschutz gegen Bordetellen ist bereits nach 72 Stunden, gegen CPiV erst nach ca. 3 Wochen zu erwarten. Geimpfte Hunde können Bordetellen über mehrere Wochen, CPiV während einiger Tage nach der Impfung ausscheiden.
Zwingerhusten scheint für den Menschen ungefährlich, obwohl Bordetella bronchiseptica grundsätzlich zwischen verschiedenen Tierarten (v. a. zwischen Hund und Katze) und Menschen übertragen werden kann. Es sind einzelne Fälle respiratorischer Infektionen mit Bordetella bronchiseptica beim Menschen beschrieben, wobei immunsupprimierte Individuen das höchste Risiko haben, zu erkranken. Meerschweinchen scheinen besonders anfällig zu sein. Bisher wurde keine Übertragung von caninen Influenzaviren auf den Mensch nachgewiesen.
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Lappin, et al. (2017) Antimicrobial use Guidelines for Treatment of Respiratory Tract Disease in Dogs and Cats: Antimicrobial Guidelines Working Group of the International Society for Companion Animal Infectious Diseases. J Vet Intern Med 31 (2): 279-294. 10.1111/jvim.14627
Zwingerhusten (infektiöse Tracheobronchitis, kennel cough), canine infektiöse Respirationserkrankung (Canine infectious respiratory disease, CIRD). In: Kohn B, Schwarz G, Hrsg. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017.
Decaro, et al. (2016) Molecular surveillance of traditional and emerging pathogens associated with canine infectious respiratory disease. Vet Microbiol 192 21-25. 10.1016/j.vetmic.2016.06.009
Ellis, et al. (2016) Comparative efficacy of intranasal and oral vaccines against Bordetella bronchiseptica in dogs. Vet J 212 71-7. 10.1016/j.tvjl.2016.04.004
Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre; Herausgegeben von H.J. Selbitz; U. Truyen; P. Valentin-Weigand; Enke-Verlag Stuttgart 10. Auflage (2015); Gattung Bordetella; Rolf Bauerfeind; S. 174 ff.
Schulz, et al. (2014) Detection of respiratory viruses and Bordetella bronchiseptica in dogs with acute respiratory tract infections. Vet J 201 (3): 365-9. 10.1016/j.tvjl.2014.04.019
Hartmann K, Stützer B. Virushusten-Komplex des Hundes – „Virushusten ist kein Zwingerhusten“. Veterinärspiegel 2011; 21(03): 115 - 119. doi:10.1055/s-0031-1280108